Heimatgemeinde Hilders

Biosphärenreservat Rhön - Mensch und Natur

 

 

Am 6. März 1991 wurde die Rhön von der UNESCO zum Biosphärenreservat ernannt. Zur damaligen Zeit machte ich mir über diesen Schritt und dessen Bedeutung keinerlei Gedanken. Als Jugendlicher hatte ich Anderes im Kopf: Tagsüber Schule und abends dann feiern oder mich mit Freunden treffen. Die Digitalisierung der Gesellschaft steckte noch in den Kinderschuhen und die Berichterstattung hatte somit kaum Möglichkeiten mich als Zielgruppe überhaupt zu erreichen. Für mich war das Thema „Biosphärenreservat“ weder vorstellbar noch von Bedeutung.

 

Und heute, fast 30 Jahre später, sieht die Welt ganz anders aus:  Ich bin froh und dankbar über die damalige Entscheidung und die visionären Überlegungen der Befürworter und Entscheider. In den letzten drei Jahrzehnten ist nicht nur in der Rhön viel in Sachen Umweltbewusstsein geschehen. Große Teile der Gesellschaft haben sich aufgemacht und denken über ihre Umwelt und ihr umweltbedingtes Tun und Lassen immer wieder neu nach. 

 

In der Biosphäre Rhön, unserer Heimat, ist dies deutlich zu spüren. Die Ziele des Biosphärenreservats werden heute im politischen Handeln häufig mitgedacht und beeinflussen die Entscheidungen. Kindergärten und Schulen messen Umweltbildungsthemen eine größere Bedeutung zu und wir sind uns als Rhönerinnen und Rhöner der Verantwortung und des Schutzes gegenüber unserer fragilen Umwelt stärker bewusst. Informations- und Bildungsangebote des Biosphärenreservates werden nicht nur von Touristen, sondern auch von Einheimischen wahrgenommen. Teile der Flora und Fauna konnten sich in den letzten Jahren aufgrund von umfangreichen Maßnahmen zu deren Schutz und Erhalt etwas erholen.

 

In meinen Augen kann man hier von einem Teilerfolg sprechen. Als Biosphärenreservatgemeinde sollten wir uns als Vorreiter für das harmonische und nachhaltige Zusammenspiel von Mensch und Natur verstehen. Hierzu gehört bisweilen auch ein bisschen Mut, um neue Wege zu gehen und eine Optimierung des bisher Erreichten zu verwirklichen. Konkret würde dies für mich eine weitere Profilschärfung der Kommune bedeuten. Gerne würde ich den beschriebenen Biosphärencharakter auch in den bewohnten Gebieten stärker sichtbar und erfahrbar machen. So könnten beispielsweise Naturerlebnisräume innerhalb der bewohnten Siedlungsgebiete geschaffen und direkt zugänglich gemacht werden. Weitere Personen und Zielgruppen könnten erreicht und angesprochen werden. Das Alleinstellungsmerkmal „Biosphäre Rhön“ sollte auf allen Ebenen betont werden. Dies hätte einerseits auf den Tourismus, andererseits auch auf das Grundverständnis und die weitere Identitätsbildung der Bevölkerung Einfluss. Es gibt mir ein gutes Gefühl, wenn in den Leitzielen des Biosphärengedankens auch die kulturellen Belange der Rhön mitgedacht werden. Traditionen, Riten und unser Dialekt sind nur beispielhaft zu nennen, wenn man über das Zusammenspiel von Mensch und Natur nachdenkt. Das Zusammenspiel von Mensch und Natur hier bei uns ist über Generationen gewachsen und geschaffen worden und stellt letztendlich ein Kernelement der Biosphäre Rhön dar. 

 

Dieser Identitätsgedanke spielt auch im Bereich Wirtschaft eine Rolle. Nur durch gemeinsames Bemühen und Streben aller Akteure können wir unsere Wirtschaft weiter nachhaltig voranbringen. Regionale Produkte, die unter guten ökologischen und sozialen Bedingungen entstanden sind, erhalten eine immer größere Beachtung in der Gesellschaft. Das Prädikat „aus der Rhön“ erhält nicht nur im näheren Umfeld Aufmerksamkeit und wird von vielen mit Qualität und Natur gleichgesetzt. Diese Faktoren gilt es zu nutzen und auf allen Ebenen auszubauen. 

 

Wenn früher unsere Vorfahren der rauen Rhön ihr tägliches Brot hart abringen mussten, so sind wir heute in einer komfortableren Situation. Wir verdienen unser Geld häufig in Büros, Läden oder industriellen Betrieben. Wir können alle Vorteile einer modernen Gesellschaft genießen und als Rhönerinnen und Rhöner trotzdem im unmittelbaren Umfeld naturnahe Erfahrungen machen. Vielleicht hilft uns genau dieses Bewusstsein auch zukünftig die nötigen Anstrengungen zu meistern, um unsere Rhön auch für kommende Generationen mindestens so lebenswert zu erhalten. Denn wir sind #rhönverliebt! 

 

Für uns und unsere Heimat – Hilders. 

Euer Ronny